WIPEOUT (A) VERSCHOBEN AUF 2022 (OÖ Corona-Verordnung)
Es gibt sie also noch immer. "Wipeout", in seinen Bestandteilen Didi Bruckmayr, Fadi Dorninger, Dieter Kern und Alex Jöchtl. Beinahe wie ein gutartiges Geschwür sitzt diese beständige Zelle nunmehr schon seit einigen Jahren direkt am Puls der österreichischen Elektro-Industrial/EBM-Bewegung. Ähem... na gut, anders formuliert: Besagte tun ihr bestes, um den schwach wahrnehmbaren Puls einer (ebenfalls eher erahnten) österreichischen Elektro-Industrial/EBM-Bewegung in Gang zu halten.
Denn abgesehen von anderen Projekten aus dem Dunstkreis Bruckmayr & Co. (siehe "Schlund"), ist unsere stolze Heimat immer noch (bzw. schon wieder?) ziemlich Sahelzone, zumindest wird die Bewässerung dieser spezifischen Underground-Electro-Kultur durch die zuständigen "Magistratsabteilungen" großteils verweigert. Aber hier kann ohnehin nicht einmal ein Volksbegehren (geschweige denn eine Online-Petition) mehr was helfen. Gott sei Dank gibt's aber spätestens seit DJ Ötzi (wahlweise zu ersetzen durch Bilgeri, Ambros, ...) auch keinen Nationalstolz mehr zu verlieren. Jedenfalls: "Wipeout" - neues Album - "Anthems for the Underachievers". Kategorie: Freestyle-Underground-Performance-Electro. Abwechslungs- und facettenreiche Elektromusik (und hier ist die elektrische Musik auch noch wirklich elektrisch, und besteht nicht aus digitalisierten "Funky Trumpet"-Hooksamples oder sonstigen unlauteren Materialien) - mal zerschmettert, mal angekotzt und mal liebkost von Didi Bruckmayrs durchtrainiertem (und gleichfalls sehr flexiblem) Stimmorgan. Experiment meets Kitsch, Dilettantismus meets professionelle Perfektion, Daffy Duck meets Peter Hofmann.
So mag "Wipeout" einen gewissen Eindruck von Schizophrenie hinterlassen, aber gerade das macht die Sache ja so spannend, wenngleich auch nicht immer leicht verdaulich. Aber auch wenn sich das Produkt stets in einer gewissen (konzeptbedingten) Schräglage befindet, sollte man sich dennoch nicht frühzeitig ins Bockshorn jagen lassen: Schlussendlich lohnt es sich doch, durch alle anfänglichen Widerstände durchzuköpfeln. Abschließend folgt unsere Hitempfehlung des Tages: Track 3, "400 Frames". Klingt schwerstens von "DAF"s "Mussolini" inspiriert... schnurstracks geht der Beat von dannen, dazu blubbert die Bassline in bedächtigen Sprünge innerhalb einer Oktavgrenze, hie und da blöken sich maschinelle Vocal-Samples ins Geschehen. In Summe ein gut gehopftes Tanzvergnügen, durchaus auch für die eine oder andere Kellerveranstaltung zu empfehlen. Apropos: An dieser Stelle darf man sich schon auf den nächste Live-Auftritt von "Wipeout" freuen, denn bei diesen erfreulichen Gelegenheiten kommt dem Begriff Performance üblicherweise auch seine wahre Bedeutung zu.