REBECCA LOU (DK)
Die Pressetexte über Rebecca Lou kommen auf so ein aufregendes Alleinstellungsmerkmal überhaupt nicht klar: Die Dänin trägt nicht nur zentimeterdicken Eyeliner zu einer schweren Lederjacke, die sie auch auf den Bühnen der heißesten Clubs nicht ablegt, sie fährt in ihrer Freizeit tatsächlich auch auf einem tiefergelegten Moped durch Kopenhagen. Knallert Kragerne heißt ihre Crew, die ungefähr so aussieht, wie Sofia Coppola einen Tarantino-Film drehen würde, aber ihre Band heißt einfach nur Rebecca Lou. Drei Mitspieler hat sie trotzdem angeheuert, um auf der EP schwitzigen Krach zu verbreiten, zu dem sie ganz weit vorne leidenschaftliche Rock’n’roll-Refrains ins Mikro haucht und faucht und brüllt: „I wanna be your everything/ Whoohooo“. Die übergeordnete Coolness hat sich Lou von allen Menschen abgeguckt, die je auf einem Zahnstocher kauend an ihren Maschinen lehnten, aber für die flotten Melodien wird sie sich außerdem den einen oder anderen Indiepop-Floh ins Ohr geholt haben. So heiser sie sich stellenweise zu kompromisslosem Garagenpunk schreit, so gutgelaunt wirft sie sich andernorts in tanzbare Beats und süße Melodien. Zu einer Ballade lässt Lou sich auf "Skeletons" nicht hinreißen, aber unter den sechs Stücken findet sich eine toughe Bandenchefinnen-Nummer wie "Bitch You Look Good" genauso wie das funkelnde "Under The Moon", in dem sich Lou auf ihre eigene Weise ganz zutraulich gibt: „You make me wanna die, die, die under the moon“. Vielleicht nicht jedermanns Art von Romantik, aber die einzig passende für eine, die auf manchen ihrer Moped-Fotos nicht mal einen Helm trägt.