PHIL SHOENFELT & DIM LOCATOR feat. Kristof Hahn (Les Hommes Sauvages, Swans) GB/D/AUS
„Ionian Dream“ könnte gar ein hypnotischer HAWKWIND-Trip sein. Bruchlos gesellen sich Lap Steel-, Ebow-, Surf- und weitere Gitarren, Saxophon und Harmonica zum Rock-Instrumentarium inklusive Keyboards. Das funktioniert in offensiven, stampfenden Songs wie „Resurrection Day“ ebenso wie in den zurückhaltenden, melancholischen Stücken („Fly Way“, „Cathy Says“). Zum Gelingen trägt PHIL SHOENFELTs rauer, auratischer Gesang bei. Er singt in einer Intensitäts- und tonalen Liga wie Jeffrey Lee Pierce, Alan Vega und besonders Nick Cave und bleibt dabei unverkennbar er selbst. Auch beim Bonustrack, der nachdenklichen Hommage an David Bowie, „The Man Who Sold The World“. Textlich bewegen wir uns – wie sollte es anders sein – auf der Noir-Seite des Lebens. Dunkle Sehnsüchte, Angst vor Einsamkeit und Leere, schwache Männer und starke Frauen, verlorene und gefundene Liebe, Illusionen, der Flirt mit dem Ende und ein bisschen Hoffnung geben sich ein faszinierendes Stelldichein. Musik und Lyrik sind stimmige Partner und tragen das Album über die kompletten 76 Minuten. Gänsehautatmosphäre. FAZIT: Wer PHIL SHOENFELT und seine Musik nicht kennt, kann getrost mit „Cassandra Lied“ einsteigen und sich auf einen spannenden Weg rückwärts begeben. Wer mit Shoenfelt vertraut ist (mit immerhin rund 30 Alben und einer Handvoll Bücher auf dem Buckel), greift per se zu. Und darf, bei aller beschworenen Finsternis, wieder sehr, sehr glücklich werden. Spätestens beim „Shalala“ von Cathy Sings“ ist Herzschmelze angesagt. Große Kunst von einem großen Künstler. Live nicht verpassen, wenn es irgend geht.