Bul Bul + Ash my Love (Ö)
Bulbuls siebtes Album „Hirn Fein Hacken“ reiht sich im erstklassigen Oeuvre der AvantNoiseRock-Combo ganz vorne ein. Am Cover verblüfft ein psychedelisches Suchbild, doch spätestens beim Drücken auf die Play-Taste hat man verstanden: FIRE! – so auch der Titel des Openers, und man steppt von der ersten Sekunde an wie ein russischer Tanzbär auf brennenden Kohlen. Plötzlich wird man von einem wuchtigen Bo Diddley-Beat gegen die Wand gedrückt, darüber schwebt eine Breitwand-Western-Gitarre und macht Platz für ein abgefahrenes Oberton-Solo am Bass; im nächsten Moment wird eine Orgel angeworfen und mit schleppend-mysteriöser Drauf-Geschissenheit verwoben, worüber ein neuzeitlicher Dandy seinen absurden Alltag beschwört. Auf textlicher Ebene befindet man sich in einer Tradition mit den Dadaisten, William S. Burroughs und Ernst Jandl. Mit catchy Melodien, einem hervorragenden Gefühl für mitreißende Songs und Überraschungsmomente tragen sie den Schabernack stolz auf ihren Schultern. Die spielerischen Überschreitungen von Lärm und Melodie machen es einem schwer, Referenzen zu anderen Bands zu finden. Bulbul klingen einfach am meisten wie Bulbul. Punkt. Lassen Sie sich das Hirn fein hacken, neu zusammensetzen und wiedereinpflanzen. Ein Monster.
Es passiert etwas sehr Spezielles bei "Ash my Love". Rohe Klänge, klingende Röhrenverstärker, rare Abänderungen von Akkordfolgen und sture Bedachtheit auf Reduktion. Simples und dabei tief empfundendes, aufrichtiges Songwriting. Diese Band hat ihre ganz eigene Herangehensweise, ihre eigene Domäne gefunden. Etwas zu dem sie sich bekennen, mit dem sie sich eindeutig positionieren. Live im Studio aufgenommen und auf Rohheit und Direktheit bedacht, sind die neuen Tracks der Band nun endlich auf Vinyl erhältlich. Ungekünstelter, mutiger Blues Punk, der dir seine Sogwirkung aufzwingt und dich mit Biergeruch und vermeintlich übertünchendem Kaugummigeschmack vor deinem Plattenspieler zurücklässt.