WAREN EINMAL REVOLUZZER
Helene hat alles im Griff. Sie ist Richterin, hat zwei Kinder, eine geräumige, freundlich-stylish eingerichtete Altbauwohnung in Wien, ein Wochenendhäuschen im Waldviertel und einen Lebensgefährten, der sie ehrlich liebt. Jakob ist Musiker, vor längerer Zeit hatte er sogar mal einen veritablen Hit. Bis jetzt ist dem allerdings noch keiner nachgefolgt, eine Tatsache, über die sich Helenes alter Freund Volker gerne lustig macht. Volker ist nämlich erfolgreich, und das reibt er Helene und Jakob gerne unter die Nase, aber eh freundschaftlich. Denn für echten Neid aufs Familienglück gibt es keinen Grund, schließlich ist Volker happy mit seiner jüngsten Eroberung – bzw. seiner jetzt endlich wirklich großen Liebe –, der Künstlerin Tina. Dann hat Volker einen Termin in Moskau, und Helene eine Idee: Könnte er nicht für Pavel, ihren Ex aus der wilden, alten Zeit, ein kleines Paket mitnehmen? Pavel ist nämlich Dissident und im Moskauer Untergrund, und er bräuchte dringend Unterstützung. Nach kurzem Widerstand stimmt Volker zu, trifft Pavel, betrinkt sich mit ihm und seinen Freunden. Und nach viel zu viel Wodka regt sich der alte Revoluzzer in ihm, und er hat die absolut geniale Idee: Wir müssen Pavel nach Österreich in Sicherheit bringen! Er schafft es tatsächlich, falsche Papiere aufzustellen, und Helene freut sich darauf, ihren alten Lover zu retten. Doch was sie nicht weiß: Pavel kommt nicht alleine, sondern mit seiner Frau Eugenina und dem gemeinsamen Baby. Und das ruiniert das komplette Hilfskonzept. Eine komplette Familie, damit hat niemand gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass diese Familie keine demütigen Dankesager sind, sondern durchaus ihre eigene Vorstellung vom Exil haben und viel genauer wissen, was sie brauchen, als Helene. Das verstört. Und so werden die früheren Überzeugungen immer mehr zur Belastung. Leute in Not machen sich echt nicht so gut in Altbauwohnungen. Und die Waldviertler Künstler-Idylle stören sie auch. Dennoch stellen sich Helene, Jakob, Viktor und Tina wacker der Herausforderung – dabei scheitern, gewinnen und lernen sie auf unerwarteten Ebenen.
In Johanna Moders zweitem Langfilm nach HIGH PERFORMANCE – MANDARINEN LÜGEN NICHT nimmt sie gekonnt die Generation Y aufs Korn. Wir waren alle mal politisch sooo korrekt – sind wir es heute immer noch? Können wir unseren eigenen Erwartungen entsprechen? Idealismus klingt so gut, wenn man nicht mit den Konsequenzen konfrontiert wird. Wir waren alle von der Idee befeuert, die Welt zu verbessern. Aber wenn‘s dann so weit kommt, dass man konkret selbst was tun kann … dann müssen wir konkret ran. Können wir das? Damals, als Revoluzzer, haben wir es uns versprochen. Waren einmal Revoluzzer Trailer zum Film ► Moviemento-Programmzeitung Nr 374 - März 2020 Kinderkulturwoche 2020XE ExtractsFilm & Gespräch: Austria 2 AustraliaKunst im Kino - Saison 2020/21