NOBADI  - Kino Ebensee NOBADI  - Kino Ebensee
Di, 10.12.19 20:00 Uhr
Do, 12.12.19 20:00 Uhr
Fr, 13.12.19 20:00 Uhr
So, 15.12.19 20:00 Uhr
AT 2019, 89 min, R: Karl Markovics, K: Serafin Spitzer, D: Heinz Trixner, Borhanulddin Hassan Zadeh, Maria Fliri, Konstanze Dutzi, Julia Schranz, Edi Jäger

NOBADI

Ein alter Mann, ein toter Hund und ein afghanischer Flüchtling, der für drei Euro in der Stunde eine Grube gräbt. NOBADI erzählt die Geschichte zweier Menschen, die nichts miteinander gemeinsam haben, aber für ein paar Stunden alles miteinander teilen. Nach ATMEN und SUPERWELT: der neue Film von Karl Markovics.

Der alte Nazi und der junge Afghane zeigen einander ihre Tätowierungen. »Nobadi« steht auf dem Unterarm des jungen Burschen, das war jener Name, den man ihm in einem NATO-Lager gegeben hat, wo er zunächst als Laufbursche und später als Übersetzer arbeitete, um für seine Familie etwas dazuzuverdienen. Wäre er gestorben, hätten die Soldaten seiner Familie sagen können: »Nobody has died.« Mit diesem Trick hat schon Held Odysseus den Zyklopen reingelegt. Die Odyssee, eine Metapher für das Schicksal der Flüchtlinge.

REGIESTATEMENT Als der neue sozialdemokratische Verteidigungsminister im Frühjahr 2016 an einer Sicherheitskonferenz der zentral- und südosteuropäischen Staaten teilnahm, ging es dort um die sogenannte Flüchtlingswelle, die Europa schon das zweite Jahr in Folge heimsuchte. Auf dieser Konferenz ging es nicht um die Sicherheit jener, die vor Krieg, Verfolgung, Elend, Hunger und menschlicher Erniedrigung nach Europa flohen, sondern um die Sicherheit unseres empfindlichen Wohlstandes. Ein Viertelprozent weniger Wachstum bedroht unseren Frieden offenbar mehr als der Tod von Hunderttausenden. Die obszöne Umkehrung von Opfern in Täter, die bei dieser Sicherheitsdebatte mitschwang, erinnerte mich in fataler Weise an die Ideologie der Nationalsozialisten. Ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, dass das Tausendjährige Reich zwar real nicht mehr existierte, im geistigen Bodensatz unseres Denkens aber immer noch vorhanden ist. Das veranlasste mich dazu, diese Geschichte so zu erzählen. […] Aus den Rümpfen zweier älterer Ideen entwickelte ich eine neue. Ein alter Nazi sucht am Ende seines Lebens nach einem Sinn. Ein junger Flüchtling sucht am Anfang seines Lebens nach einem Platz. NOBADI ist, wie schon mein erster Film ATMEN, auch eine Geschichte über Schuld und Sühne und über Opfer und Täter; aber mehr noch ist NOBADI eine Geschichte über die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz.

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