MUDHONEY (USA)
Sänger Arm’s rohes Gähnen und die lang gehegte Chemie seiner Bandkollegen machen das Album „Digital Garbage“ zu einem idealen Ablassventil für den brodelnden Schnellkochtopf 2018, seine eindringlichen Rhythmen zwingen zur Bewegung und Arm’s sardonische Texte bieten einen Spiegel für den immer lächerlicherer werdenden Nachrichtenzyklus. „Mein Sinn für Humor ist dunkel, und es sind dunkle Zeiten“, sagt Arm. „Ich nehme an, es wird nur noch dunkler.“
Sie galten als diejenige Band, die das wichtigste Seattle-Album des Jahres 1991 veröffentlichte, ja das wichtigste Grunge-Album überhaupt. So bedeutsam waren Mudhoney – rund einen Monat lang. „Every Good Boy Deserves Fudge“ erschien am 26. Juli. Am 27. August aber kam „Ten“ von Pearl Jam. Und am 24. September „Nevermind“ von Nirvana. Eddie und Kurt fegten über Seattle, später über die Welt hinweg. In Vergessenheit geraten ist die Mudhoney-Platte deshalb nicht. Sie gilt noch immer zu Recht als ihre gelungenste. Nur erhielt sie weder in Jahresbestenlisten noch in den inflationären Grunge-Rankings die ihr gebührende Aufmerksamkeit. Dabei hat Sänger und Gitarrist Mark Arm mit seiner 1987 aufgelösten Vorgängerband Green River das Genre vielleicht erst erfunden. Mit dem Laut-Leise-Laut-Hardrock des Grunge hat „Every Good Boy Deserves Fudge“ indes wenig zu tun. Während alle anderen Seattle-Bands sich in ihrer Hingabe an Black Sabbath einig waren, fanden Mudhoney ihr Zuhause im Garage-Rock, bei den Sonics und Iggy And The Stooges. Und sie hatten schwarzen Humor. Deshalb ist ihr Eröffnungssong, „Generation Genocide“, keine schwermütige Hymne über den Generationenmord an Teenagern, sondern aufgeblasene Zirkusmusik mit Orgel und ohne Gesang.