Der Wert des Menschen (F 2015)  - Kino Ebensee
  • Franz./OmdtU
Do, 13.10.16 20:00 Uhr
Sa, 15.10.16 20:00 Uhr
So, 16.10.16 20:00 Uhr
Di, 18.10.16 20:00 Uhr
Frankreich 2015
OT: La loi du marché
Regie: Stéphane Brizé
Drehbuch: Stephane Brizé, Olivier Gorce
Kamera: Éric Dumont
DarstellerInnen: Vincent Lindon, Karine de Mirbeck, Matthieu Schaller, Xavier Mathieu
Länge: 93 min.

Der Wert des Menschen (F 2015)

Packendes Sozialkino über einen vom Schicksal gebeutelten Mittfünfziger, der eine Anstellung als Sicherheitsbeamter in einem Supermarkt antritt.

Thierry, 51 Jahre alt, Familienvater und gelernter Maschinist, ist seit 20 Monaten arbeitslos und befindet sich auf der Suche nach einem neuen Arbeitsverhältnis. Dabei muss er sinnlose Fortbildungen absolvieren und aussichtslose Job-Interviews bestreiten. Immer wieder kommt er an den Punkt, an dem er sich fragen muss, ob er es sich noch erlauben kann, auf seinen Prinzipien zu bestehen. Als er schließlich eine Anstellung als Kaufhausdetektiv findet, gerät er aufs Neue in ein moralisches Dilemma, das ihn endgültig vor die Wahl stellt, ob er dazu imstande ist, den Gesetzen des Marktes zu gehorchen oder nicht. Im Kapitalismus des globalisierten Zeitalters ist das Gegenüber kein Mitmensch mehr, sondern eine wirtschaftliche Einheit, aus der sich Gewinn ziehen lässt, ja gezogen werden muss. Wenn die Einheit alt wird, kommt sie zum alten Eisen, wenn die Einheit „menschelt“, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Denn die humanen Eigenschaften der Einheit sind unberechenbar, somit suspekt; Misstrauen, Generalverdacht und Kriminalisierung regeln daher den Verkehr. Eben dies macht Stéphane Brizé in seinem Drama »Der Wert des Menschen« am Beispiel eines Mannes namens Thierry Taugourdeau sichtbar. Vincent Lindon, ein Meister der subtilen, wortkargen Schauspielerei, gelingt mit dieser Figur etwas Besonderes, und verdientermaßen wurde seine Leistung im vergangenen Jahr in Cannes, wo »Der Wert des Menschen« seine Weltpremiere hatte, mit dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet. Lindon stellt die passive Wahrnehmung Thierrys ins Zentrum seiner Charakterisierung, er verlässt sich auf die Ausdruckskraft seiner Augen und gestaltet mit minimalen Mitteln das komplexe Porträt eines einst tatkräftigen Mannes, der in die Enge getrieben wird, sich zunehmend seiner Stärke beraubt sieht und schließlich am Rande der Verzweiflung um Würde und Selbstbestimmung ringt.

zurück zur Liste